Vorabdelegation startet beim DRK-Rettungsdienst
Schnellere Hilfe dank neuer Regel.
Eile ist geboten: DRK-Notfallsanitäter Sven Thieme und sein Teampartner werden mit dem Rettungswagen zu einer Patientin alarmiert, die im Bus kollabiert ist. Schnell stellt sich heraus, dass die betagte Dame an Unterzucker leidet. Noch vor einer Woche hätte Thieme jetzt erst warten müssen, bis der Notarzt eintrifft, um der Frau die benötigte Glukose zu injizieren. Dank einer neuen Regelung darf der Notfallsanitäter das nun eigenverantwortlich tun.
Es handelt sich dabei um die so genannte Vorabdelegation. Das bedeutet, dass der Arzt den Notfallsanitätern im Voraus bestimmte medizinische Befugnisse, die bisher nur Medizinern vorbehalten waren, erteilt, um heilkundlich tätig zu werden und sie so früher mit lebensrettenden Maßnahmen beginnen können als bisher.
„Dies ist ein wichtiger Schritt für eine bessere Notfallversorgung, da Patientinnen und Patienten so schneller geholfen werden kann. Beispielsweise können Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter bei starken Schmerzen lindernde Medikamente verabreichen, noch bevor eine Notärztin oder ein Notarzt eingetroffen ist“, sagt Notfallmediziner Lutz Zöller-Theoharidis, der seit Februar beim DRK-Kreisverband Pforzheim-Enzkreis als Ärztlicher Verantwortlicher für den Rettungsdienst tätig ist. Zu seinen Aufgaben gehört es unter anderem, das Wissen zur Anwendung der entsprechenden Medikamente bei den Notfallsanitätern zu überprüfen und ihnen deren Gabe an die Patienten per Urkunde zuzusprechen.
Vor knapp einem Jahr hatte der Landesausschuss für den Rettungsdienst, die Einführung dieser Vorabdelegation beschlossen. Mit der Umsetzung ging es landesweit bisher eher zurückhaltend voran. „Umso mehr sind wir stolz darauf, als einer der ersten Kreisverbände in diesem Bereich bereits durchstarten zu können“, sagt der hiesige Kreisverbandpräsident Prof. Dr. Wolfgang Kramer, der als Landesarzt des DRK Baden-Württemberg maßgeblich an dem Konzept mitgewirkt hat, dass der Notfallsanitäter mehr Rechtssicherheit in seinem qualifizierten Tun erhält.
„Die Kompetenzen der Notfallsanitäter werden damit voll ausgeschöpft. Eine optimale Therapie kann früher beginnen, und die notärztlichen Ressourcen können gezielter disponiert werden“, sagt Kramer. „Wir freuen uns, dass unsere Notfallsanitäter ihre beruflichen Fähigkeiten nunmehr voll zum Einsatz bringen können – zum Wohl ihrer Patienten.“